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Fernwartung am Computer: Ein Vergleich von AnyDesk und TeamViewer für blinde und sehbehinderte Menschen 

Einleitung

Die Fernwartung ist in der heutigen digitalen Welt ein unverzichtbares Werkzeug. Auch für blinde und sehbehinderte Menschen bietet sie eine Möglichkeit, technische Probleme effizient und barrierefrei zu lösen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Grundlagen der Fernwartung, typische PC-Probleme, bei denen sie zum Einsatz kommt, und vergleichen die beiden beliebten Softwarelösungen AnyDesk und TeamViewer hinsichtlich ihrer Bedienung und Barrierefreiheit. 

Typische PC-Probleme, für die Fernwartung genutzt wird

Fernwartungstools ermöglichen es, auf einen entfernten Computer zuzugreifen, um Probleme zu beheben. Sie werden professionell eingesetzt, aber auch Freunde und Verwandte können damit ihre Angehörigen bei Problemen am Computer unterstützen. Häufige Anwendungsbereiche sind: 

  • Softwareprobleme: Fehler in Anwendungen, Schwierigkeiten bei der Installation oder Updates. 
  • Einstellungen korrigieren: Netzwerkprobleme, Zugriffsrechte oder Bildschirmauflösungen anpassen. 
  • Treiberprobleme: Beheben von Problemen mit Peripheriegeräten wie Druckern oder Scannern. 
  • Systemwartung: Entfernen von Malware, Bereinigen des Systems oder Optimieren der Leistung. 
  • Assistenz bei neuen Programmen: Unterstützung bei der Bedienung unbekannter Software. 

Für blinde und sehbehinderte Nutzer kann die Fernwartung dabei helfen, Screenreader-Probleme zu lösen, Barrierefreiheitseinstellungen zu konfigurieren oder spezielle Software für den Alltag zu installieren. 

Grundlagen der Begriffe Fernzugriff und Fernwartung

Der Fernzugriff ermöglicht es einem Nutzer, einen Computer an einem anderen Ort zu steuern. Die Steuerung erfolgt dabei über eine Internetverbindung. Die Fernwartung beschreibt den Einsatz dieser Technologie zur Behebung von technischen Problemen oder zur Unterstützung des Nutzers. 

Dabei wird der Bildschirm des Zielcomputers in Echtzeit übertragen. Beide Seiten können Eingaben machen, wodurch sie auch direkt zusammenarbeiten können. 

Software für den Fernzugriff

Zwei bekannte Softwareprodukte, die sich auch kostenfrei nutzen lassen, sind TeamViewer und AnyDesk. Der grundlegende Ablauf ist dabei identisch: 

  • Beide beteiligten Personen laden sich die entsprechende Software herunter. 
  • Sie starten zur gleichen Zeit eine Sitzung oder Session. 
  • Diejenige Person, die auf den Rechner der anderen zugreifen möchte, benötigt eine Adresse, unter der dieser Rechner erreichbar ist. Diese Adresse wird jeweils von der Software generiert. Die Person, die den Fernzugriff bei sich am Computer wünscht, muss diese Adresse an die andere Person weitergeben. 
  • Je nach Software und Einstellungen wird zudem ein Kennwort oder eine explizite Freigabe benötigt, um den Zugriff zu starten. 
  • Sobald die Verbindung steht, kann die unterstützende Person dann den Bildschirm der anderen Seite sehen und den Computer so bedienen, als sei sie selbst vor Ort. 

Im Detail unterscheiden sich die beiden Produkte TeamViewer und AnyDesk jedoch und gerade im Hinblick auf die Barrierefreiheit sind ein paar Dinge zu beachten, auf die wir nachfolgend eingehen. 

AnyDesk

Installation und Start 

Die Software AnyDesk kann direkt auf der Unternehmenswebseite kostenfrei heruntergeladen werden: https://anydesk.com/de/downloads/windows 

Neben Windows gibt es auch Versionen für Mac und Linux sowie für Apple iOS und Android Geräte. Für die Nutzung der letztgenannten mobilen Varianten ist jedoch eine kostenpflichtige Lizenz erforderlich. 

Nach dem Herunterladen findet sich die Datei namens „AnyDesk.exe“ zunächst im Downloads Ordner wieder, wo man sie ausführen kann. Die Software wird dann direkt installiert und gestartet. Im neuen Fenster findet sich nun der Eintrag „Ihre Adresse“. Diese 10-stellige Zahl kennzeichnet deinen Computer in AnyDesk und muss der anderen Person mitgeteilt werden, damit sie ihn ansteuern kann. 

Damit ist es schon fast geschafft. Die Person, die den Fernzugriff durchführen möchte, installiert AnyDesk auf die gleiche Weise. Sie gibt nun nach dem Start der Anwendung im ersten Fenster deine Adresse als sogenannte „Zieladresse“ ein und klickt auf „Verbinden“. 

Bei dir öffnet sich nun ein neues Fenster mit dem Hinweis, dass ein anderer Nutzer auf deinen Rechner zugreifen möchte. Achtung: Dieses Fenster ist leider nicht barrierefrei gestaltet und lässt sich daher nur schlecht bedienen. Doch dieses Problem lässt sich durch Vergabe eines Passwortes umgehen.  

Ein Zugangspasswort festlegen 

Du kannst du in AnyDesk ein dauerhaftes Passwort festlegen, über das jemand Zugriff bei dir erhält, ohne, dass du diesen Zugriff jedes Mal einzeln freigeben musst. Das Passwortmenü lässt sich über zwei Wege erreichen:  

  1. Direkt im AnyDesk-Fenster befindet sich nach der eigenen Adresse ein Infor-Button und dahinter der Button mit der Bezeichnung „Zugangspasswort festlegen“. 
  2. Alternativ kannst du diesen Punkt auch über das Menü „Allgemeines“ und dann den Menüpunkt „Zugangspasswort festlegen“ erreichen. 

Über beide Wege öffnet sich ein Fenster zur Festlegung des Passwortes. Dieses enthält mehrere Elemente. Im ersten Textfeld gibst du das Passwort ein. Im zweiten Textfeld bestätigst du das Passwort noch einmal. Das dritte Element ist ein Menü, in dem man mehrere Arten von Berechtigungen für den Fernzugriff auswählen kann. Dieses kann auf der Einstellung „Standard“ belassen werden. Bestätige anschließend mit dem Button „Anwenden“. 

Teilst du nun der anderen Person deine Adresse und das Passwort mit, kann diese damit jederzeit auf deinen Computer zugreifen. Eventuell öffnet sich von Windows noch ein Fenster mit der Frage, ob du zulassen möchtest, dass AnyDesk auf das Internet zugreift. Dies musst du einmal mit „Zulassen“ bestätigen. 

Achtung: Natürlich können mit deiner Adresse und deinem Passwort auch andere Personen auf deinen Rechner zugreifen, wenn sie davon Kenntnis erlangen. Verwende daher ein sicheres Passwort und teile dies bspw. telefonisch nur vertrauenswürdigen Personen mit. Jedes Mal, wenn jemand eine Verbindung zu deinem Rechner herstellt, öffnet sich zwar ein Fenster, dass dich über die Verbindungsherstellung informiert. Dennoch bleibt hier natürlich ein Restrisiko. 

Zur Sicherheit: AnyDesk ohne Installation nutzen 

Zur Sicherheit haben wir noch einen Hinweis: In der letzten von uns getesteten Version von AnyDesk (0.7.15) ist es so, dass AnyDesk nach dem ersten Starten nicht automatisch installiert wird. Stattdessen musst du die Datei „AnyDesk.exe“ vor jedem Fernzugriff ausführen. AnyDesk selbst nennt dies den „portablen Modus“. Nach einem Fernzugriff fragt AnyDesk aber, ob du die Software nun installieren möchtest. Der Unterschied: Wenn du ablehnst, musst du die Datei „AnyDesk.exe“ vor jedem Fernzugriff nochmal starten. Das ist vielleicht etwas nervig, bedeutet aber, dass andere Personen auch mit Kenntnis deiner Adresse und deines Passwortes, nur dann auf deinen Rechner zugreifen können, wenn du zuvor AnyDesk aktiv gestartet hast. Stimmst du dagegen der Installation zu, läuft AnyDesk danach im Hintergrund und muss vor einem Fernzugriff nicht mehr extra gestartet werden. Wenn dir das zu unsicher ist, lehne die Installation einfach ab. 

TeamViewer

Installation und Start 

TeamViewer ist eine weitere bekannte Software, die auch wir für den Fernzugriff einsetzen.  Wie wir dich per Fernzugriff unterstützen können, kannst du übrigens in diesem Blogartikel nachlesen: Fernwartung für blinde Menschen: Wie funktioniert eigentlich Fernzugriff? 

Die Schritte bei TeamViewer sind ähnlich wie bei AnyDesk. Allerdings bietet TeamViewer zwei Anwendungen zum Download an: 

  1. Die Software TeamViewer QuickSupport: Das ist die Software, die du benötigst, wenn jemand anders auf deinen Rechner zugreifen soll. 
  2. Die Software TeamViewer Full Client: Das ist das Vollprodukt, das man benötigt, wenn man auf andere Rechner zugreifen will. 

Wenn dich also beispielsweise deine Nichte bei einer Arbeit am Computer unterstützen soll, benötigt sie den Full Client und du benötigst den QuickSupport. 

Die Downloads für beide Programme für Windows finden sich unter dem folgenden Link: https://www.teamviewer.com/de/download/windows/ 

Sobald du TeamViewer QuickSupport heruntergeladen hast, kannst du die Datei, deren Namen mit „TeamViewerQS“ beginnt, in deinem Download -Ordner ausführen. 

Nun kommt aus unserer Erfahrung die größte Hürde: TeamViewer öffnet nun ein Fenster, das nicht sonderlich barrierefrei gestaltet wurde. In diesem befindet sich eine Checkbox, mit der du den Lizenzbedingungen zustimmen musst. Diese Checkbox musst du aktivieren und anschließend über einen Button am Ende des Fensters fortfahren. 

Wenn alles geklappt hat, startet nun die TeamViewer QuickSupport Anwendung. Damit sich jemand mit dir verbinden kann, benötigt die Person zwei Angaben: Deine sogenannte „ID“ und das zugehörige Passwort. Beides findest du am Ende des TeamViewer Fensters. Die Textfelder haben die Bezeichnung „Ihre ID“ und „Passwort“.  Falls dein Screenreader diese nicht vorliest, gibt es direkt nach den beiden Feldern einen Button mit der Bezeichnung „In die Zwischenablage kopieren“. Damit kannst du ID und Passwort kopieren, anschließend in einer anderen Anwendung wie Microsoft Word einfügen und dir dort vorlesen lassen. Teile die Daten beispielsweise telefonisch der anderen Person mit, damit sie den Fernzugriff auf deinen Rechner starten kann. Deine ID bleibt übrigens immer gleich, während sich das Passwort aus Sicherheitsgründen bei jedem Programmstart ändert. 

TeamViewer arbeitet ohne Installation: Du musst vor jedem Zugriff die heruntergeladene Datei wieder starten. Das gibt dir aber auch die Sicherheit, dass niemand auf deinen Computer zugreifen kann, wenn du die Datei nicht vorher ausführst. Du kannst aber bspw. eine Verknüpfung auf deinem Desktop erstellen, um TeamViewer besser zu finden. 

Audioeinstellungen vornehmen 

TeamViewer überträgt auch den Ton deines Computers, also auch die Sprache des Screenreaders. Das kann für die andere Person irritierend sein. Sie kann das jedoch im TeamViewer Full Client ausschalten, indem sie im Menü „Kommunikation“ den Punkt „Computersounds“ deaktiviert.  

Um per TeamViewer auch miteinander zu sprechen, müssen beide Personen ihr Mikrofon und die Audioübertragung aktivieren. Die Person, die den Fernzugriff durchführt, muss dazu im Menü “Kommunikation” die Option “Audio und Video” aktivieren. Die Person besitzt in ihrem Fenster zudem ein kleines Telefon-Icon. Beim Klick darauf sollten beim eigenen Profilbild Mikro und Sound aktiviert sein. 

Allerdings gibt es aus unserer Erfahrung eine Stolperfalle: Die Audioübertragung muss auch auf deinem Rechner aktiviert sein. Die entsprechenden Einstellungen finden sich in einem kleinen Fenster, das sich beim Ausführen von TeamViewer öffnet, und das nicht barrierefrei gestaltet ist. Die zugreifende Person kann hier jedoch aus Sicherheitsgründen nichts ändern. 

Wir empfehlen daher, parallel zunächst per Telefon oder mittels einer Software wie Skype zu sprechen, für den Fall, dass die Audio-Übertragung mit TeamViewer nicht funktioniert. 

Fazit

Ob du AnyDesk oder TeamViewer verwendest, macht grundsätzlich keinen Unterschied. Es kann jedoch manchmal vorkommen, dass eine Software Probleme macht, und du deswegen wechseln möchtest. Führt jemand mit TeamViewer Full Client bspw. sehr viele Sitzungen durch, wird die Software manchmal gesperrt, in der Annahme, dass sie nicht mehr privat, sondern professionell genutzt wird. Man kann in diesem Fall eine erneute Freischaltung bei TeamViewer beantragen oder auf AnyDesk wechseln. 

Wir verwenden für unsere Sitzungen TeamViewer, da wir hiermit auch in anderen Kontexten gute Erfahrungen gemacht haben und die Software einige hilfreiche Zusatzfunktionen bietet. Damit bieten wir Fernzugriff an, um dir am Computer zu assistieren. Wie das genau geht, erklären wir hier: Fernwartung für blinde Menschen: Wie funktioniert eigentlich Fernzugriff?  Bei Interesse oder Fragen zum Einsatz von TeamViewer kannst du dich auch jederzeit gerne an mich wenden unter rene.wegener@tower-assist.de 

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